Seit 1991 bildet das Servicebüro für Täter-Opfer-Ausgleich und Konfliktschlichtung (TOA-Servicebüro) des DBH e. V. Mediator:innen in Strafsachen aus. In Kooperation mit dem Seehaus e. V. startet im Februar 2023 ein erster gemeinsamer Ausbildungsgang in der Akademie des Seehauses in Leonberg.
Sowohl in Deutschland als auch im internationalen Raum ist die Mediation in Strafsachen eine bewährte und die am häufigsten genutzte Praktik, um in strafrechtlich relevanten Konflikten zwischen den tatbetroffenen und tatverantwortlichen Personen zu vermitteln. Die Mediator:innen schaffen einen sicheren Raum für Begegnung, Dialog, Verbindung, Wiedergutmachung und vielleicht sogar auch Versöhnung zwischen den Beteiligten. Ausgangspunkt sind die Bedürfnisse und Anliegen der Tatbetroffenen, die in Zusammenhang mit der strafrechtlich relevanten Handlung entstanden sind, sowie die Bereitschaft der Tatverantwortlichen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Erfüllung dieser Bedürfnisse beizutragen.
Leitbild für die Ausbildung ist die Förderung einer humanen und sozialen Rechtspflege, in der die Wiederherstellung des sozialen Friedens Priorität hat. Sie richtet sich nach den Vorgaben der Europäischen Opferschutzrichtlinie 2012/29/EU, den Empfehlungen des Europarates CM/Rec(2018)8 über Restorative Justice in Strafsachen, den Restorative Justice Values and Standards des European Forum for Restorative Justice (2019, 2021) sowie nach den vom TOA-Servicebüro und der Bundesarbeitsgemeinschaft TOA e. V. (2017) herausgegebenen STANDARDS Mediation in Strafsachen im Rahmen des Täter-Opfer-Ausgleichs.
Fachliche Ziele der Ausbildung sind:
Lernziele
Die modulare Ausbildung dient dem Erwerb von Wissen und Handlungskompetenzen in folgenden Bereichen:
Lernformen und -inhalte
Der Erwerb von Handlungskompetenzen wird durch abwechslungsreiche Lernmethoden und ein ausgewogenes Zusammenspiel zwischen Theorie und Praxis erreicht:
Zielgruppe
Die Ausbildung richtet sich an Fachkräfte aus den Bereichen der Sozialen Arbeit, Pädagogik oder Psychologie, die Mediation in Strafsachen im Rahmen des Täter-Opfer-Ausgleichs praktizieren möchten oder bereits praktizieren.
Ferner richtet sie sich an Personen, die aufgrund ihrer Berufs- und/oder Lebenssituation im Umgang mit Menschen erfahren sind und sich für Mediation in Strafsachen sowie die praktische Umsetzung einer Restorative Justice interessieren.
Aufbau und Organisation der Ausbildung
Die berufsbegleitende Ausbildung umfasst ein Modul, das Grundlagenwissen vermittelt, sowie vier weitere themenspezifische Module. Zwischen den Modulen finden selbstorganisierte Arbeitsgruppentreffen statt. Sie dienen der kollegialen (Fall-)Beratung. Diese Treffen sind zu dokumentieren und unter Angabe der teilnehmenden Personen, des Orts, des Datums und des Zeitaufwands an das TOA-Servicebüro zu senden. Das Modul 5 (Abschlusskolloquium) kann nur absolviert werden, wenn bereits alle anderen Module abgeschlossen wurden.
Die Abschlussarbeit umfasst eine schriftliche Dokumentation von zwei eigenständig bearbeiteten und anonymisierten Vermittlungsfällen (jeweils Bearbeitung des Falls inkl. getrennter Vorgespräche und Ausgleichs- bzw. Vermittlungsgespräche). Eine genaue Anleitung hierzu ist in den Lehrgangsmaterialien zu finden. Schon hier wird darauf hingewiesen, dass während der Ausbildung selbstständig eine Praxisstelle zu finden ist, bei der die zu dokumentierenden Fälle bearbeitet werden können. Die Abschlussarbeit muss dem TOA-Servicebüro in digitaler Form vier Wochen vor dem Beginn des Moduls 5 vorliegen.
Im Abschlusskolloquium werden die Abschlussarbeiten besprochen. Jede:r Teilnehmende erhält ein persönliches Feedback durch die Trainer:innen. Am Ende steht die Zertifizierung zum:zur Mediator:in in Strafsachen.
Übersicht über die Ausbildung:
AG-Treffen |
Modul 1 – Basisseminar |
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Modul 2 – Opferperspektive |
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Modul 3 – rechtliche Grundlagen und Kooperation mit der Justiz |
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Modul 4 – Methodenvertiefung |
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Modul 5 – Abschlusskolloquium |
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Umfang der Ausbildung:
Modul 1 – Basisseminar |
24 Unterrichtsstunden |
Modul 2 – Opferperspektive |
18 Unterrichtsstunden |
Modul 3 – Rechtliche Grundlagen und Kooperation mit der Justiz |
18 Unterrichtsstunden |
Modul 4 – Methodenvertiefung |
18 Unterrichtsstunden |
Modul 5 – Abschlusskolloquium |
18 Unterrichtsstunden |
Arbeitsgruppentreffen |
24 Unterrichtsstunden |
Gesamt |
120 Unterrichtsstunden |
Zertifikatsvergabe
Voraussetzungen für die Vergabe eines Zertifikats sind:
Für jedes abgeschlossene Modul erhalten die Teilnehmenden eine gesonderte Teilnahmebescheinigung.
Ausbildungsgruppe, Trainer:innen und Referent:innen
Die einzelnen Module werden in einer Gruppengröße durchgeführt, die eine intensive Praxisorientierung und eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Theorie zu den angebotenen Themen und Übungen erlaubt. Die Mindestzahl der Teilnehmenden beträgt 15 Personen, die maximale Teilnehmendenzahl beträgt 18 Personen.
Alle Module werden von zwei Trainer:innen und einer zusätzlichen Co-Trainer:in (in Ausbildung) durchgeführt.
Die Trainer:innen besitzen mehrjährige Praxis- und Fallerfahrung im Tätigkeitsfeld. Sie sind im Feld anerkannte Mediator:innen in Strafsachen und verfügen dazu über einen reichhaltigen Erfahrungsschatz in der Anleitung von Gruppen. Sie erweitern diese Kompetenz durch kontinuierliche Fortbildung und Supervision. Die Referent:innen sind jeweils in ihren Themengebieten anerkannte Fachleute und ausgewiesene Kenner:innen der Materie.
Trainer:innen und Referent:innen:*
*: Änderungen vorbehalten
Veranstaltungsort und Termine
Die Ausbildung findet statt im Seehaus Leonberg, Seehaus 1, 71229 Leonberg
Ausbildungstermine:
Der erste Veranstaltungstag findet jeweils von 14:00 bis 18:00 Uhr statt, der letzte Veranstaltungstag von 9:00 bis 13:00 Uhr. Die ganzen Veranstaltungstage beginnen um 9:00 Uhr und enden um 18:00 Uhr.
Veranstalter und Anmeldung
Veranstalter ist der Seehaus e. V. Es gelten somit die AGB des Veranstalters und die vor Ort geltenden Corona-Regeln.
Bitte melden Sie sich bei Interesse direkt über die Website des Seehaus e. V. an:
https://seehaus-ev.de/sh/mediation-in-strafsachen/
Bei (organisatorischen) Fragen wenden Sie sich bitte an Akademie@Seehaus-ev.de; bei inhaltlichen Fragen stehen wir Ihnen auch gerne zur Verfügung (info@toa-servicebuero.de).